Quotenfrau? Da steh‘ ich drüber!


Gegner der Frauenquote sagen, niemand wolle eine Quotenfrau sein. Doch Karrierefrauen wollen nicht geliebt werden, sie wollen nach oben.

Immer, wenn über das Thema Frauenquote diskutiert wird, werden reflexartig dieselben Argumente in Stellung gebracht.

Wie kaum eine andere Diskussion folgt die Quotendebatte den immer gleichen Mustern. In der Tendenz lässt sich das so zusammenfassen:
Je männlicher und wertkonservativer ein Milieu ist, desto mehr wird die Quote abgelehnt. Während ein höherer Frauenanteil und eine eher wertprogressive Orientierung einer Gruppe auf eine Pro-Quoten-Orientierung hindeuten.

Die Argumente bleiben immer dieselben: Eine Quote sei unnötig, heisst es bei den Gegnern, ungerecht und teuer. Sie würde Geschlecht über Qualifikation stellen und sei deshalb schlecht für den Wettbewerb. Die Befürworter argumentieren, es sei naiv, darauf zu hoffen, dass sich der Frauenanteil von selber erhöhe, und es dauere zu lange. Sie zitieren Studien, wonach gemischte Teams innovativer seien und eine Frauenquote deshalb langfristig einen Cash-in bringe.

Doch die Demarkationslinie zwischen Gegnern und Befürworterinnen läuft mitnichten nur durch die Geschlechter Gräben. Auch Männer machen sich für die Quote stark, und auch Frauen äussern sich gegen eine Quote. Letzteres Faktum ist besonders interessant. Das weibliche Selbstverständnis führt zu einigen Missverständnissen. 

Erstens geht es bei beruflichen Fragen nicht um Gefühle. Es geht nicht darum, ob man geliebt wird oder nicht, und es geht auch nicht so sehr um die Leistung, die man erbracht hat, sondern darum, ob man die Möglichkeit bekommt, die eigenen Ziele zu erreichen.

Zweitens wird insinuiert, dass die sogenannten Quotenfrauen automatisch schlechter qualifiziert seien – wo doch die wachsende Zahl von Studienabgängerinnen darauf hindeutet, dass es mindestens so viele gleich qualifizierte Frauen geben muss wie Männer.

Es sind genau diese Ängste, diese Scheu vor der Konkurrenz und dem eigenen Anspruch, die dazu führen, dass Frauen sich weniger zutrauen und dass sie in Bewerbungsgesprächen auch weniger bestimmt auftreten als Männer. Eine gesetzlich vorgeschriebene Frauenquote ist keine Ideallösung. Aber sie könnte genau diese Situation entschärfen und den Frauen das Selbstvertrauen geben, Führungsposten für sich einzufordern. Allerdings gilt es zu bedenken, dass trotz Quoten auch flankierende Massnahmen ergriffen werden müssen. Etwa Strukturen, die es Frauen erlauben, Beruf und Familie zu vereinbaren. Denn Frauen können nicht direkt in Führungsetagen implantiert, sondern müssen zuerst durchs mittlere Management geschleust werden. Das ist nur möglich, wenn die Vereinbarkeitsfrage angepackt wird.

Einer ehrgeizigen Frau dürfte es egal sein, ob sie eine Quotenfrau ist oder nicht. Aber vor die Frage gestellt, ob sie die Familie ihrem Ehrgeiz opfern, werden die meisten Frauen sich dagegen entscheiden. Und so lange werden die Geschlechterverhältnisse an der Spitze sich nicht ändern.

So veröffentlichte das Online-Magazin «Mag 20» einen Beitrag von Klara Obermüller zum Thema Frauenquote, in dem die Journalistin und Moderatorin mit ihrer Quoten-Ambivalenz ringt. Natürlich sei es inakzeptabel, dass Frauen noch immer unterrepräsentiert seien, meint sie, dennoch könne sie sich mit dem Postulat nicht anfreunden. «Wenn ich bedenke, dass Frau einen anspruchsvollen Posten nur erhält, weil eine Quote erfüllt werden muss, dann überkommt mich ein ungutes Gefühl. Ich will doch um meiner selbst geliebt bzw. um meiner Leistung willen
befördert werden und nicht aufgrund meines Geschlechts, meiner Hautfarbe oder sonst irgendeines Minderheitenstatus.»